Der Heine-Slam am 12.12.2018
Von Leonie Duppke
Der Heine Slam feierte zum 4. Mal in Folge am 12.12.18 einen vollen Erfolg. Schon zu Beginn wurde gute Laune verbreitet mit bunten T-Shirts, Heine Slam Buttons und großen Kartonbögen, die man zur Ziehharmonika gefaltet, prima zum Krach machen nutzen konnte. Die Stimmung war gespannt, mystische Musik lief im Hintergrund, die die Spannung noch höher hielt. Dann war es soweit, die Türen schlossen sich, die Musik und der rappelvolle Hörsaal verstummten, nur um dann in brandenden Applaus auszubrechen, um den Moderator Nico Hofmeister zu begrüßen. Dieser holte auch sogleich die Slammer auf die Bühne um jeden einzeln mit Namen vorzustellen. Die Slammer traten nach und nach auf die Bühne, um sich ihren wohlverdienten, wohlgemerkt tobend ausfallenden Applaus abzuholen: Aus der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät trat Paul Baylan auf die Bühne, nach ihm der Jurist Laurenz Neumann, gefolgt vom Medizinstudent Luca Schuster. Nach diesem kam der Vertreter der Wirschaftswissenschaftlichen Fakultät, Syan Mahmud die Treppe zur Bühne hinauf und schließlich Dr. Johannes Krause, Dozent der Philosophischen Fakultät. Als die Menge sich wieder etwas beruhigt hatte, begann der Moderator mit seinem Programm. Er selbst kommt aus dem sozialwissenschaftlichen Bereich und begann seine Moderation auch sogleich mit vielen politischen Witzen. Jede der etablierten Parteien bekam ihr Fett weg und er machte seinen Job gut, die Menge schon mal vorzuheizen. Nachdem er damit geendet hatte erklärte er noch einmal die Regeln. Beim Heine Slam handelt es sich um einen Sience-Slam, das bedeutet, dass Wissenschaft und Entertainment miteinander verbunden werden sollen. Jeder Slammer hat 10 Minuten Zeit um diese Anforderung zu erfüllen. Das Bewertungssystem setzte sich in diesem Fall aus dem Applaus des Publikums und einer wissenschaftlichen Jury zusammen, die aus fünf Leuten bestand, die jeweils aus den vertretenen Fakultäten stammten. Diese sollte die Korrektheit der Themen und der Ausführung im Auge behalten und anschließend bewerten. Nachdem die Regeln erklärt waren ging es auch gleich schon los.
Paul Baylan war der erste im Bunde. Es studiert Physik und der Titel seines Vortrags lautete: „Von Partygästen, Türstehern und Flüssigkristallen.“ Was zuerst vielleicht noch rätselhaft wirkte, stellte sich schnell als etwas heraus was die Meisten zu Hause haben werden, es ging nämlich um LCD (Liquid Crystal Display) oder zu Deutsch eben „Flüssigkristallanzeige“. Mit vielen leicht zu verstehenden Bildern erklärte er dem Publikum, wie die Fernseher, die jeder zu Hause hat, eigentlich funktionieren. Anhand der Partygäste und Türsteher Metapher veranschaulichte er, wie sich Flüssigkristalle verhalten, wenn sie Licht auf eine bestimmte Weise durchlassen. Sie lassen nur das Licht durch, welches benötigt wird um das Bild zu erstellen. Dabei sind sie nicht nur hochfunktionell, sondern sehen auch noch „fancy“ aus wie der Slammer es ausdrückte, nachdem er zeigte, wie Flüssigkristalle aussehen und sich bewegen. Flüssigkristalle seien also eine große Errungenschaft für uns und eine tolle Sache.
Nach diesem gelungenen Vortrag war der Jurist Laurenz Neumann an der Reihe. Sein Beitrag war betitelt mit: „Giftcocktails in der Disko – Ein Problem?“ Oder wie er es nannte „Was machen Jurastudenten eigentlich den ganzen Tag?“ Wie sich herausstellte Streiten sich Juristen sehr viel über die Frage ob etwas konkret oder abstrakt ist. Er erklärte dies an einem Karnevalsbeispiel, man sollte sich einen Streit zwischen einem Kölner und einem Düsseldorfer in der Kölner Innenstadt vorstellen. Der Kölner ist über das „Helau“ des Düsseldorfers so erzürnt, dass er diesen tritt, woraufhin der Düsseldorfer schweren Verletzungen erliegt. Ist der Kölner nun konkret oder nur abstrakt schuldig, wenn der Düsseldorfer nun stirbt? Das sei eine große Streitfrage der Juristen. Der Redner gab aber zu verstehen, dass abstrakt oft vor Gericht Stand hat und man als Düsseldorfer auch in Köln keine Angst haben braucht, dass einem kein Recht gesprochen wird.
Nach Jura ging es nahtlosweiter mit dem Fachbereich Medizin. Für diese Fakultät ging Luca Schuster ins Rennen mit seinem Text: „Die Arzt-Patienten-Beziehung… Und was Haushaltsgeräte damit zu tun haben“. Zu Beginn wollte er vom Publikum wissen, wer denn alles in den letzten zwei Wochen beim Arzt war, wer von denen zufrieden war und wer diesen Arzt schon seit mindestens 5 Jahren kennt. Das waren nicht besonders viele und so begann er zu erläutern, warum eine gute Beziehung zu seinem Arzt so wichtig sei. Dies tat er an dem Beispiel einer Serie an Vorfällen, in denen Männer ihre Geschlechtsteile in die Öffnung eines mit Motorenbetriebenen Staubsaugers steckten. Die Gründe dafür wurden von den Betroffenen eher verschleiert. Dass das ungesund ist, sollte jedem klar sein. Da es aber ein gewisses Vertrauen braucht, seinem Arzt die Beschwerden wirklich absolut ehrlich zu schildern, gerade in solchen peinlichen Momenten, ist es so wichtig eine gute Beziehung zu seinem Arzt zu haben. Die Moral verkündete Luca Schuster mit einem Augenzwinkern: „Steckt euer Glied also bitte nicht in einen Staubsauger“.
Der vierte im Bunde, der sein Talent unter Beweis stellte, war Syan Mahmud aus dem wirtschaftlichen Bereich dieser Universität. Sein thematischer Schwerpunkt lag auf der Problematik der Legalisierung von Cannabis. „Prohibition des 21. Jahrhunderts – Legalize it!“ lautete der Titel seines Vortrags. Er begann also zu erklären, weshalb es Vorteile für unsere Republik hätte, die derzeitig noch illegale Droge Cannabis zu legalisieren. Durch eine Legalisierung könnte man ein effizienteres und sichereres Kosten-Nutzen Verhältnis schaffen, denn Gesetze würden niemanden abschrecken. Jeder dritte soll laut Studie schon einmal zu dieser Droge gegriffen haben. Dies könnte man, wenn man es staatlich besteuern und auch die Qualität ganz offiziell geprüft werde, eher kontrollieren, so dass der Konsum von Cannabis sicherer gemacht werden kann. Dies würde mehr Aufklärung ermöglichen und „endlich geiles Gras!“, wie Syan Mahmud zum Ende seines Vortrags ausrief.
Aus der Philosophischen Fakultät trat Dr. Johannes Krause an. Seine Präsentation beschäftigte sich mit dem Thema: „Kultivierung oder der Einfluss von Germany’s Next Topmodel auf unsere Schönheitsvorstellungen.“ Kultivierung definierte der Redner als einen Medieneffekt. Was wir sehen erwarten wir auch in der echten Welt. Für die von Heidi Klum moderierte Castingshow bedeutet das, wir sehen attraktive Frauen, also erwarten wir von anderen, dass sie attraktiv sind und wollen selbst auch Schritte unternehmen, attraktiv zu wirken. Außerdem wirke die Serie so, als würde es sich lohnen attraktiv zu sein, denn die Gewinnerin wird schließlich berühmt und bekommt einen Modelvertrag. Zu dieser Bewegung gibt es aber auch eine Gegenbewegung. So zeigte Dr. Johannes Krause Bilder von berühmten Frauen, die sich ohne Scham auf Social Media ungeschminkt und verschlafen zeigten. Damit zeigten sie anderen Frauen und Mädchen, dass sie ebenfalls ganz normal aussehen. Sie regen also dazu an, gewisse, durch Solche Sendungen wie Germany’s Next Topmodel gesetzte, Prämissen zu hinterfragen und nicht stur zu folgen. Man solle sich fragen: Warum möchte jemand, dass ich mich unattraktiv fühle? Außerdem, was ist der Grund warum ich mich unattraktiv fühle? Und hat das auch einen Sinn? Wenn wir uns diese Fragen stellen, so Krause, dann müssten wir uns gar nicht mehr zwingend schminken.
Unter brandendem Applaus ging die Runde also zu Ende. Nun kam es also zur wichtigen Entscheidung, wer den heißbegehrten Pokal des Abends ergattern würde. Ein Ohrenkomitee wurde zusammengestellt, bestehend aus der Rektorin Anja Steinbeck und zwei weiteren freiwilligen aus dem Publikum durften nun die Punkte, die das Publikum ihnen durch ihren Applaus vorgab, verteilen. Es war ein knappes Rennen aber am Ende stellten sich Luca Schuster und Dr. Johannes Krause als Favoriten des Publikums heraus. Jetzt fehlten nur noch die Punkte der Jury, die feierlich in einem Umschlag von den zwei Verantwortlichen Dr. Simone Brandes und Benjamin Brinkmann auf die Bühne gebracht wurde. Dort beantworteten sie auch die brennende Frage des Moderators, ob es einen Heine Slam 2019 geben wird. Die beiden sagen, wenn es weiter so viele begeisterte gibt, wird das auf jeden Fall möglich sein. Das sind doch sehr erfreuliche Neuigkeiten! Nun aber wieder zurück zum Umschlag. Die zwei Favoriten, die schon in der Publikums-Punktevergabe vorne lagen, konnten auch die Jury überzeugen. Nico Hofmeister macht es weiter spannend. Und der Sieger des Heine Slams 2018 ist: Dr. Johannes Krause! Glitzerndes Konfetti knallt, das Publikum rastet aus und die Philosophische Fakultät jubelt! Ein wirklich verdienter Sieg zu dem ich gratuliere.
Es war ein wirklich gelungener Abend mit 5 talentierten und intelligenten Männern, die sehr unterhaltsam und anregend den Slam gestalteten. Ich für meinen Teil freue mich auch schon sehr auf den Heine Slam 2019!
Der Heine-Slam wird veranstaltet von einem Team um Dr. Simone Brandes.